LGBTIQ+

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Diversitätsorientierte Kinder- und Jugendhilfe

Eine zentrale Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe ist es, die Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu fördern und ihre Rechte auf eine dementsprechende Unterstützung in den Fokus zu stellen. Gleichzeitig beinhalten gesellschaftliche Erwartungen an junge Menschen oft noch einen hohen Anpassungsdruck an vorgegebene, teils auch strikte gesellschaftliche Normen. 

Im Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen der jungen Menschen und den gesellschaftlichen Normen soll Jugendhilfe die unterschiedlichen Lebenslagen berücksichtigen und insbesondere dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden und abzubauen (§ 1 Abs. 3 und § 9 Abs. 3 SGB VIII). Damit trägt sie auch zu einer höheren Chancen- und Teilhabegerechtigkeit bei. Jugendhilfe ist dabei grundsätzlich für alle jungen Menschen zuständig – unabhängig von ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität.

Geschlechtliche Identität junger Erwachsener

Allerdings sind lesbische, schwule, bisexuelle, transgender*, queer und intersexuelle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (in der Folge: „junge LGBTIQ*“) oft nicht sichtbar: Sie tauchen nicht auf, verstecken sich oder werden übersehen.

Wenn aber junge LGBTIQ*, die offen mit ihrer Identität umgehen, Probleme haben, werden ihre Schwierigkeiten oft ausschließlich auf ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität zurückgeführt.

Ziel der Jugendhilfe muss es sein, auf all diese jungen Menschen zuzugehen, ihnen Schutz und emotionalen Rückhalt zu bieten, aber auch die Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, die sie für ihre Entwicklung und die Verbesserung ihrer Lebenssituation brauchen.

Die Entwicklung der sexuellen und geschlechtlichen Identität junger Menschen ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Persönlichkeitsentwicklung und verdient daher Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Gerade junge LGBTIQ* müssen hier ernst genommen werden.

Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe

Gleichzeitig ist es Aufgabe der Jugendhilfe, sie nicht nur auf ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität zu reduzieren, sondern als junge Menschen mit entwicklungsspezifischen Bedürfnissen und Bewältigungsaufgaben sowie in verschiedensten Lebenslagen in ihrer Ganzheitlichkeit wahrzunehmen.

Damit werden sie nicht nur in Hinblick auf ihre besondere Belastungssituation betrachtet, sondern auch ihre Fähigkeiten und Ressourcen werden berücksichtigt.

Junge Menschen durchliefen bisher eine „heteronormative“ Sozialisation, d.h. sie lernten, dass es ausschließlich zwei völlig eindeutige Geschlechter gab. Sie lernten auch, dass mit der jeweiligen Geschlechterrolle untrennbar verbunden ist, Beziehungen und Sexualität grundsätzlich auf das „andere“ Geschlecht hin zu orientieren.

In der Regel wurden diese Vorgaben als „naturgegeben“ vermittelt und erschienen so als nicht hinterfragbar.

Da heteronormative Erwartungen und Verhaltensmuster sowohl in der Herkunftsfamilie als auch in den gesellschaftlichen Betreuungs- und Bildungsinstitutionen allgegenwärtig sind, reagieren junge LGBTIQ* eher mit Panik und Verzweiflung, wenn sie ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität erstmals wahrnehmen.

Sie lehnen ihre nicht normgerechten Gefühle zunächst ab und verleugnen sie häufig sogar massiv. In der Folge erleben sie sich selbst als „nicht normal“ oder „gestört“ („internalisierte Homophobie/Transphobie“).

Trotz gestiegener Medienpräsenz des Themas haben sie immer noch oft das Gefühl, sie seien mit ihren Gefühlen und Wünschen allein auf der Welt.

Gleichzeitig wird ihnen klar, dass von der Gruppe der Gleichaltrigen eher wenig Unterstützung zu erwarten ist, und sie befürchten massive negative Konsequenzen, falls ihr Anderssein bekannt wird.

Hinzu kommt, dass andere Mitglieder ihrer Familie diese spezifische Erfahrung des „Andersseins“ in aller Regel nicht aus eigener Erfahrung kennen und somit auch nicht unbedingt nachvollziehen können.

Für junge LGBTIQ* ist es damit oft schwierig, die Haltung der Familienmitglieder zu diesem Thema einzuschätzen.

Da zudem viele von ihnen ihre Situation geheim halten, ist ihnen die mögliche Ressource „Unterstützung von zu Hause“ verwehrt. Das bedeutet, dass das Gefühl des Fremdseins und Nicht-Dazugehörens bzw. die Situation des Ausgeschlossen-Seins sich auch in der eigenen Familie fortsetzen.

Diversitätsorientierte Haltung der MOFAM GmbH & Co. KG

Die MOFAM GmbH & Co. KG stellt sicher, dass im gesamten Unternehmen eine unterstützende und wertschätzende Haltung gegenüber jungen LGBTIQ* vorhanden ist und entsprechend umgesetzt wird.

Bereits bestehende Steuerungsstandards (wie Zielvereinbarungen, Leistungsbeschreibungen, Jahresplanungsgespräche, Ausschreibungsrichtlinien, Trägerauswahlverfahren, Vergabeverfahren etc.) und die bestehenden Qualitätssicherungsinstrumente der öffentlichen Jugendhilfe (wie z.B. QS, Hilfeplan, Anamnese, Dienstanweisungen) werden genutzt und bei Bedarf angepasst.

Unsere Leitbilder und Grundsatzpapiere enthalten explizite Aussagen zur Haltung und zur Arbeit mit jungen LGBTIQ*. Insbesondere wird dort die Implementierung der Leitlinien verankert.

Das bedeutet, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema und den Leitlinien innerhalb der MOFAM GmbH & Co. KG zugelassen, erwünscht und gefördert wird.

Strukturell sind entsprechende inhaltliche, personelle und organisatorische Bedingungen zu schaffen, die den differenzierten Umgang mit jungen LGBTIQ* in der pädagogischen Praxis gewährleisten.

Eine akzeptierende, unterstützende und fördernde Haltung bezogen auf die Implementierung des LGBTIQ*-Themas in der Organisation als Top-Down-Strategie ist Grundlage für die Gestaltung von beispielsweise Personalführung,

Personaleinstellungsverfahren, Teamentwicklung, Arbeitsgremien, Kommunikationsstrukturen, Öffentlichkeitsarbeit, konzeptionellen und strategischen Weiterentwicklungen.

Zeit für Evaluation und Reflexion ist ein selbstverständlicher Bestandteil der Arbeit mit jungen LGBTIQ*. Dazu gehören Supervision und Fachberatung.

Zur Entwicklung neuer innovativer Impulse und Methoden sollen Fachkräfte ausreichend Gelegenheit bekommen.

Für LGBTIQ*-Mitarbeitenden ist ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld gewährleistet.

Die MOFAM GmbH & Co. KG stellt sicher, dass die fachliche Qualifikation all unserer Mitarbeitenden unabhängig von ihrer jeweiligen sexuellen Identität oder geschlechtlichen Identität betrachtet wird.

Diese Gleichbehandlung trägt dazu bei, dass Mitarbeitende ohne Angst vor Diskriminierung ihrer Arbeit nachgehen können. Dies wird von der Leitungsebene getragen und intern sowie extern vertreten.

Zuschreibungen und Zuweisungen von Rollen und Arbeitsaufträgen dürfen nicht am persönlichen Hintergrund festgemacht werden. Somit sind selbstverständlicher Weise nicht nur LGBTIQ*-Mitarbeitenden für junge LGBTIQ* zuständig.

Bei Stellenausschreibungen wird darauf geachtet, dass auch LGBTIQ*-Bewerbende sich angesprochen fühlen, z.B. durch die Aufnahme eines Antidiskriminierungs-Zusatzes („…unabhängig von der sexuellen Identität…“).

Die Vielfalt von verschiedenen Lebensweisen wird im Kollegium als Chance und Ressource gesehen.

Wir als Träger stellen uns im Sinne der Mitarbeitendenfürsorge schützend vor unsrer Mitarbeitenden, wenn es wegen deren sexueller oder geschlechtlicher Identität zu Konflikten mit Klient*innen, Besucher*innen oder anderen Mitarbeitenden kommt.

Unser Unternehmen sorgt in all seinen Tätigkeitsfeldern für eine Kultur von gegenseitigem Respekt und Anerkennung sowie für das Recht auf Selbstbestimmung, auch bei der Thematisierung oder Nicht-Thematisierung der eigenen sexuellen Identität der Mitarbeitenden.

Der Vorbildcharakter von LGBTIQ*-Mitarbeitenden ist begrüßenswert, darf aber nicht erwartet werden. Niemand sollte zum „going-public“ gezwungen werden; persönliche Grenzen sind zu akzeptieren.

Gleichzeitig ist das Verhältnis zwischen pädagogisch-fachlicher Arbeit und dem Einbringen persönlicher Informationen hochsensibel. Mit diesem Spannungsfeld muss professionell reflektiert umgegangen werden.

Zur Durchführung von querschnitt- und schwerpunktbezogenen Maßnahmen und Angeboten in der Arbeit mit jungen LGBTIQ* bedarf es zeitlicher, räumlicher und finanzieller Mittel, die durch die Geschäftsführung bereitgestellt werden.

Für alle Mitarbeitenden werden Mittel und Möglichkeiten bereitgestellt, damit sie an spezifischen Fort- und Weiterbildungen teilnehmen können.

Spezifische Beratungs- und Unterstützungsangebote

Da die Auseinandersetzung mit der sexuellen oder geschlechtlichen Identität ihrer Kinder für Eltern sehr herausfordernd sein kann, brauchen auch sie in diesem Prozess fachliche Unterstützung.

Unsere Einrichtungen der stationären und ambulanten Kinder- und Jugendhilfe berücksichtigen dies, indem sie hierzu Beratung und Unterstützung anbieten und bei Bedarf an weiterführende Stellen verweisen.

Regenbogenfamilien sind in ihrem Alltag permanent mit heteronormativen Bildern und Rollenerwartungen konfrontiert. Unsere Fachkräfte beziehen dies mit ein und erkennen Regenbogenfamilien im Rahmen der Beratung und Unterstützung als gleichwertige Familienform an.

Bei Bedarf vermitteln unsere Mitarbeitenden Regenbogenfamilien an LGBTIQ*-Fachstellen weiter. Auch Jugendliche, bei denen ein Elternteil sich als homosexuell, bisexuell oder trans* herausstellt, stehen vor Herausforderungen, die sie oft nicht allein bewältigen können.

Auch hier bieten unsere Fachkräfte Beratung und Unterstützung an. Familie (in ihren vielfältigen Konstellationen) ist der Ort, an dem sich Kinder und Jugendliche gut aufgehoben und geborgen fühlen wollen.

In diesem Zusammenhang berücksichtigen unsere Fachkräfte, dass für ein gutes Aufwachsen von jungen Menschen nicht die jeweils spezifische Familienform ausschlaggebend ist, sondern die Qualität der Beziehungen der Familienmitglieder untereinander.

Vielfalt und Diversität als Grundeinstellung der MOFAM GmbH & Co. KG

Wir verpflichten uns, dass sich unsere Mitarbeitenden pädagogisch qualifiziert mit jungen LGBTIQ* umgehen. Dies gilt ebenso für den Umgang mit Eltern, mit Regenbogenfamilien und mit jungen Menschen, die diskriminierendes Verhalten zeigen.

Damit dies möglich ist, wird Fachwissen durch spezifische Fortbildungen aufgebaut und nachhaltig verankert.

Wir stellen sicher, dass alle selbst erstellten Materialien (Print und online) für Erziehungs- und Sorgeberechtigte die unterschiedlichen sexuellen und geschlechtlichen Identitäten sowie Beziehungskonstellationen berücksichtigen und benennen – spätestens bei Neuerstellung oder Überarbeitung.

Werden Materialien anderer Urheber verwendet, so sind entsprechend LGBTIQ*-sensible Materialien zu bevorzugen.

Im Gespräch mit jungen Menschen werden möglichst vielfältige Lebensweisen, Beziehungs- und Familienformen gleichwertig aufgegriffen und thematisiert.

Wenn Kindern und Jugendlichen Medien und Materialien zur Verfügung gestellt werden, wird auf LGBTIQ*-gerechte Darstellung geachtet und der Bestand entsprechend erweitert.

Im pädagogischen und beraterischen Handeln werden Geschlechterrollen und LGBTIQ*-Klischees stets auch aus einer intersektionalen Perspektive (d.h. jeder Mensch hat mehrere Identitäten – sei es die nationale oder soziale Herkunft, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung, das Alter, die Religion oder die psychische und physische Verfassung.) betrachtet.

In der Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen werden eine gendergerechte Sprache und offene Fragestellungen genutzt, sodass sich alle angesprochen fühlen und Ausgrenzungen vermieden werden.

Vielfalt wird dabei nicht als Ausnahme, sondern als Selbstverständlichkeit und zudem als Bereicherung dargestellt.

Ziel ist, ein weltoffenes Gesellschaftsbild sowie Wertschätzung gegenüber verschiedenen geschlechtlichen und sexuellen Identitäten zu vermitteln und rein heteronormative Zuschreibungen zu vermeiden.